Das Scherergütl als Kibbuz

30. April 2016

Impressionen vom historischen Spaziergang von „Dorfen ist Bunt“ im Gedenken an die jüdischen Displaced Persons

Ein gutes Dutzend historisch Interessierter traf sich an der Gedenktafel für die „Displaced Persons (DPs)“ an der B15 in Dorfen, dem Standort der ehemaligen Blumengartenschule, anlässlich eines geführten Spaziergangs zum ehemaligen Scherergütl bei Mösl.

Zusammen mit Doris Minet sowie Elisabeth und Adalbert Wirtz gab Monika Schwarzenböck, Autorin des Buchs Wie kam der Davidstern nach Dorfen – „Dorfen ist Bunt“ auf den Spuren „jüdischer Displaced Persons““, eine kurze Einführung in die Geschichte der DPs. Bei schönstem Frühlingswetter ging es dann entlang der Bahnlinie in Richtung Isen. Unterwegs erfuhren die Teilnehmer von den Autoren Einzelheiten zur Versorgungslage der DPs oder vom Schicksal der Geschwister Szapsa und Sara Katz, die aus Lodz in Polen über Umwege im Jahr 1946 in die Dorfener Blumengartenschule kamen.

Beim Weiler Mösl erinnert außer einem baufälligem Holzstadel und einem Haufen loser Ziegelsteine heutzutage nichts mehr an die dreijährige Geschichte des Scherergütls als Ausbildungskibbuz für DPs. Diese sollten eigentlich auf eine Zukunft in Palästina vorbereitet werden, ein großer Teil entschied sich allerdings für ein Leben in Nord‐ oder Südamerika.

Auf insgesamt neun Hektar Ackerfläche wurden damals Gemüse angebaut, Tiere gezüchtet und sogar Käse fabriziert. Interessanterweise fanden auch militärische Übungen statt, eine Reaktion auf die damalige politisch brisante Situation in Palästina. In Textzitaten aus dem Buch und begleitet von Fotos, entstand bei den Teilnehmern ein lebendiger Eindruck über den Alltag der DPs auf dem Scherergütl. Sogar die Geburt dreier Mädchen in der Gemeinschaft der DPs wurde 1946 registriert, von denen zwei, Lea Sella und Tova Halperin, im Jahr 2013 auf Einladung von „Dorfen ist Bunt“ an ihren Geburtsort zurückkehrten und über ihre Erinnerungen berichteten.